Ideallinie im Karussell

Ex-Mühle – strammer Gruß an die Oberschenkel.

Hab ich die bisher fast ausschließlich zum Sattelpetzen gebraucht, ist jetzt für die nächste Zeit Schluss mit lustig. Man fährt in eine Steilkurve fast wie in einen Anlieger beim Mountainbiken – halt nur senkrecht nach oben – hälftig ist der Schwung der Abfahrt verflogen, raus aus dem Sattel und die Beinchen aufwecken – über die Kuppe ab zum Bergwerk. Rechts auf dem Seitenstreifen ein ganz wunderbares aufmunterndes Plakat – „Ab jetzt geht es bergauf“ – toll – bin schon ab Ex-Mühle komplett im Aufstiegswahn.

Aufstieg nach BergwerkKesselchen – mir platzt gleich selbiger – diese unterschiedlichen Steigungen ziehen einem auf die Dauer so ziemlich alle Körner. Mutkurve bekommt für mich auch eine neue Bedeutung – hab ich den Mut ABZUSTEIGEN? Muss immer wieder mal in den Wiegetritt und irritiere mit meinem Geschnaufe bewusst die anderen – können ruhig mitbekommen, was wir hier leisten.

An dieser Stelle mal ein Zitat aus einem Fahrerhandbuch für die Nordschleife:
“In der langen und stellenweise sehr steilen Bergaufpassage von Breidscheid über die Streckenabschnitte ExTal, Bergwerk, Kesselchen, Klostertal und Caracciola-Karussell bis zur Hohen Acht wird der Motor besonders stark belastet. Vor allem an sehr warmen Tagen empfiehlt es sich die Motortemperatur über die Kühlwasseranzeige und wenn vorhanden die Öltemperaturanzeige im Auge zu behalten um ein Überhitzen und einen dadurch möglichen Motorschaden zu vermeiden.”

Auffahrt zum KarussellAuffahrt zum Karussellda guckst du

Mein Kühlwasser tropft in Bächen aus meinem Helm, als hätte mir jemand sämtliches Bier vom Vorabend über den Kopf gekippt. Die Öltemperatur versuche ich mittels aufreißen des Trikots zu regulieren – das wäre doch mal eine Testgelegenheit für die Trikothersteller – bei 190 Puls einhändig Trikotreißverschluss öffnen  – unglaublich fummelig. Motiviere mich, dass ich zumindest keinen Getriebeschaden bekommen kann.

RingheldenSchräglage im Karussell

Ganz nebenbei fährt der Klapperson vor mir die Steigung bis Anfahrt Hohe Acht komplett im Sitzen – der hat voll was am Scharnier.

Anfahrt Karussell – wie die Profis kurz vor der dritten Betonplatte in die Steilkurve ein- und  über die rechte Ecke des letzten Betonelements wieder herausfahren – klappt vorzüglich. Etwas verschnaufen und die letzten Kräfte bündeln, denn jetzt wird es so richtig steil. Hohe Acht – 18% Steigung – der rechte Daumen drückt ins Leere – wie kann man nur so beklappt sein. Die Beine verglühen schon beim Gedanken daran. Schlangenlinienfahren ist nicht drin – zu viel Verkehr. Also an die Worte von Klappzoni erinnern: „ Wenn links die Curbs beginnen sind es noch genau 48 Kurbelumdrehungen bis nach ganz oben!“ – Schritte sind es aber einige mehr…

Klapperson und Klappazoni sind übrigens alle ihre 6 Runden die Hohe Acht komplett hochgefahren – ohne Worte!

Bereich KarussellKarussellKarussellAufstieg Hohe Acht

Im dritten Teil geht es dann über den Wippermann und Pflanzgarten auf die Döttinger Höhe Richtung Ziel.