FAT Brothers

 

„Fährst du eigentlich in Schmelz?“ whappt Snison mich die Tage an. „Ei joh – bin schon länger angemeldet und ich fahr mit dem Dicken!“ – antworte ich aus voller innerster Überzeugung. Will im letzten Rennen der Saison noch einmal richtig Spaß haben und mich auf keinen Fall durch den Rennstress hetzen lassen. Zumal der Urlaub mit der Family ansteht und ich mich die letzten 2 Rennen jeweils schön auf die Schnauze gelegt habe. „Willste das echt? Die zwei Stunden in der Hölle haben mir auf dem Dicken gereicht!“ – Snison weiß also wovon er spricht, hat er doch bei unserer Veranstaltung souverän die Vize-Fatbikesaarlandmeisterschaft eingefahren – war wohl nach seinem Bekunden ne ganz harte Kiste… mir egal – hab nix zu verlieren und so hab ich, wenn man denn will, wenigstens eine Ausrede.
So wie ich die Piste in Schmelz aus den letzen Jahren in Erinnerung hatte, sollte das auch mit dem Dicken null problemo sein. Lange Schotterpassagen, ein paar sanfte Trails, kaum was Technisches – geht mit dem starren Dicken locker…
Von wegen – was haben die Schmelzer sich nur dabei gedacht??? Ne ganz andere Piste, auf einmal verkehrt herum, Wurzeltrails, rasante Trailabfahrten, eng und verwinkelt durch die Bäume und dazu noch einen schönen 29er Doppeldropp – au Backe – das könnte hart und schwer werden. Apropos schwer – da tickert man sich nächtelang durch diverseste Bikeshops um an die leichtesten bezahlbaren Teile zu kommen und hat es endlich geschafft das 29er Fully unter die magische 10 KG-Marke zu bekommen, da fährt man ohne Grund so eine geile Piste wie in Schmelz mit einem 16 KG Fatbike-Brummer mit Starrgabel…wie bescheuert kann man eigentlich sein??? Wie ist das mit dem Alter und dem Toreschießen…egal…während meiner Fußballerkarriere war ich auch das ein oder andere Mal talentfrei…willkommen im Club. Jetzt kann ich bei Snison eh keinen Rückzieher mehr machen, obwohl mich seine Nachricht kurz vorm Rennen eigentlich hätte stutzig machen müssen. „Bin nicht wirklich fit, fahre auch mit dem Dicken – lass uns die Dünnen etwas ärgern!“ – ok verstehe – also mal wieder allen Unkenrufen zum Trotz – no ballads – Pedal To The Metal – volle Pulle…
Am Renntag machen wir beide bewusst einen auf locker, planen nach der Besichtigungsrunde gleich mal eine Schiebepassage fest ein, dafür können wir aus der ein oder anderen Kurve dem Dicken geschuldet eine Gerade machen.
Am Start sortieren wir uns ungewohnterweise ganz hinten ein – wollen ja keinen behindern und von hinten mit dem Dicken an verdutzen Gegnern vorbeifahren macht einfach mehr Spaß – so der geheime Geheimplan!
Zumindest bei mir sollte das aber reine Theorie bleiben. Bereits in der dritten Runde muss ich den superaufgelegten Snison ziehen lassen – bin ungewollt schon wieder voll am Anschlag. Jammere mich selbst ins Tal der Tränen – hab Rücken ohne Ende, die schnellen holprigen Abfahrten setzen mir übelst zu, muss mich die tollen schönen flotten Passagen runterquälen – habe immensen Mangel an Lust und Spaß. Der harte Bauchplatscher in St. Ingbert, das viele wenige Training wegen unserer Veranstaltung, das sau schwere Rad, die vielen Wurzeln, der Streckensprecher – weil er meine Leistung auf dem Fatbike ignoriert – einfach alles und jeder.

Vierte Runde – nach dem Drop und der Urwaldpassage will ich aufhören. Leider steht gerade an der Stelle Jupp und feuert mich wie immer aus allen Rohren an. Klage ihm mein Leid – „Dann mach halt langsamer!“ bläfft er mich an – „Mach ich schon vier Runden!!!“ – schreie ich zurück. Oh man – wie war das mit dem letzten Rennen und noch einmal zum Abschluss richtig Spaß haben? Wetter passt, die Piste ist sowas von genial und dann will ich die Saison mit einer Rennaufgabe beenden??? Also wirklich – Alda- das geht ja gar nicht…recht hat er der Jupp.

Ab sofort freue ich mich auf die Schotteranstiege – sieht zwar doof aus- aber aufrecht im Wechsel mit einer Hand am Lenker und den Oberkörper aufdehnend klappt das die nächsten Runden mehr oder weniger gut. Wenn mich dann noch einer vor dem Schwimmbadtrail unbedingt überholen will, ist auch der Funke zum Trailsurfen wieder gezündet – von wegen…mal schön durchgefegt und den Kollegen in die Schranken gewiesen – so nicht mein Freund…auf der folgenden Schotterpassage hab ich ihn dann freihändig fahrend vorbei gewunken…
Nach 8 Runden komme ich so ziemlich als letzter durchs Ziel. Snison ist 8 Minuten schneller als ich und hat den ein oder anderen Dünnen mal ganz schön geärgert. Unter uns gesagt…sein Plus-Bike ist aber auch einiges dünner als meins!

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