Sonntag Abend nach dem Erbeskopfmarathon ständiges Telefongebimmel – immer wieder das Stahlwerk – die wollen unbedingt ihre Härte zurück…

Thomas und Michael alias Snison scheinen offenbar nicht genug Herausforderungen zu haben – nach dem Klapprad-Powerman nun den Langen 110er am Erbeskopf.
Ist er zu stark – bist du zu schwach – zusammen nach 6:45 Stunden durchs Ziel!

guck - da fährt er durchs Ziel

Bei 110 Kilometern gibt es viel zu berichten – beschränken wir uns bei den ersten 90 auf das übliche Pressegelaber. Recht flotter Rennbeginn – die ersten 32 Km in 75 Minuten – Beine sind recht gut – bei 55 Km fängt es bei Snison leicht an zu zwicken – mein Tretlager meldet sich ab jetzt bei jeder Umdrehung – nehmen Tempo etwas raus, weil Beine nicht mehr so gut – Strecke ist in einem tadellosen schön fahrbaren Zustand – zwischendurch schön angelegte Trails, vor allem der eine durch eine Hohlgasse am Erbeskopf – tolles aber anstrengendes Wetter und so weiter und so fort…

Lassen wir also die Phase der Anfangseuphorie – die folgende Dahinrollphase – die erste bis vierte Zweifelphase einfach außen vor – spannend wird es eh erst gegen Schluss…

Noch 10 Km – für die 65er – wir überholen ein mir bekanntes Gesicht – der Stammbess from Hell wird von Krämpfen in den Beinen gefoltert. Nachdem ich ihm in aller Freundschaft als Zeichen der Anerkennung und Aufmunterung auf den Oberarm geboxt habe, hat er noch mehr Schmerzen…Christian – Hut ab für deine Leistung – für die von der Hölle gibt es aber schönere Trikots ;-).

Letzte Verpflegungsstation bei Km 96 – sind gerade sowas von über einen Wurzeltrail geflogen – boah ist das mit Fully geil – füllen noch einmal alle Flaschen auf. Auf meine Frage hin, ob die Dame was zum Brilleputzen hat, wird kurzfristig die Bluse der Kollegin umfunktioniert – Kopfkino wird schnell ausgeschaltet. Ein Mädchen berieselt uns von oben mit Wasser aus dem Schlauch – herrlich – jetzt noch ein Bierchen und wir könnten es uns gut gehen lassen.
Die kurzzeitige Hoffnung, dass die uns die Distanz von 110 km nur vorgaukeln ist spätestens jetzt vorbei – links rüber kann man das Ziel schon förmlich riechen – rechts unter zeigt der rote Pfeil für uns. Und es geht so richtig abwärts – erst über Teer und dann in einen gefühlt senkrechten längeren Downhill-Trail. Kann sicherlich viel Spaß machen, aber nach knapp 100 km leisten jetzt auch die Oberarme krampftechnisch den Waden Gesellschaft. Heil unten angekommen geht es schön flowig weiter.
Endlich das langersehnte Kommando von Snison – „Gib Gas – zumindest im Flachen!“

Zwanzigster Gang – voll ausgedreht – links vier, Kuppe voll – Flatterband! Vollbremsung mit blockierendem Hinterrad – sorry – war nicht anders machbar. Es geht ohne Vorwarnung scharf links mind. 40% Steigung aufwärts – Jupp hätte wohl einen auf Carlos Sainz gemacht und seinem Beifahrer an den Helm gekloppt.
Luken kurz um die Ecke und erblicken ein Schild, was wir so nicht unbedingt sehen wollten. Es war klar, dass wir die Höhenmeter ja wieder rauf müssen – hatten insgeheim aber gehofft, dass das etwas geschmeidiger geht.
Pustekuchen – 3 Pfeile nach oben und 160hm als zusätzlicher Anreiz…
Hinterrad anheben und im Stehen den Gangwechsel durchführen. Snison entschließt sich seine Beine frei zu gehen, ich fahre hoch und finde oben kurz Zeit für etwas Gewichtserleichterung – hab es nicht ganz geschafft, die 6 Liter Iso-Wasser-Gemisch raus zu schwitzen.

Erneuter Versuch von Snison mich loszuwerden – „Kannst ruhig Gas geben“ – so nicht mein Freund…der kennt bestimmt irgendwelche Abkürzungen und ist womöglich noch vor mir im Ziel – „Quatsch, kann auch nicht mehr, wir retten uns zusammen“. Zum Glück, denn es kamen noch so 2 Rampen mit ganz tollen Hinweisschildern auf die zu erfahrenden Höhenmeter…

Micha ist total blau – anders als gewöhnlich – mir wird kurz mulmig. Der wird mir doch jetzt nicht vom Rad kippen. Musste ja unbedingt unter der Woche noch eine lange Trainingsfahrt von über 120 KM machen, nur weil er mal wieder die Bestenliste der Woche bei Strava anführen wollte…dabei wollte ich gerade anfangen meine Wehwehchen als kleine Aufmunterung aufzuzählen. Mir tut alles weh – der Hintern ist dabei noch das kleinste Übel.

Jammern uns gegenseitig die letzte Steigung hoch und sind endlich oben an der Brücke Ortseingang in Thalfang. Bergabfahren geht noch ganz gut und so erschrecken wir Richtung Bahndamm einen Mitstreiter, als wir außen an ihm vorbei die Wiese runter brettern. Noch einmal zurück durch den Park und gemeinsam durchs Ziel…uff..rückblickend mal wieder eine ganz harte Geschichte – aber nur fast leider geil.

Als Belohnung dafür, dass wir uns weidwund ins Ziel schleppen, wird mein Zieleinlauf nicht auf der Ergebnisliste vermerkt – auch nicht auf spätere Bitte hin – der Scanman hat es verbockt. Anscheinend dachte der, dass auch bei dieser Distanz der Begleitfahrer nicht gewertet wird – der ist sicherlich einfach nur so aus Spaß an der Freude vornedran hergefahren…Pech für die Kuh Elsa und ärgerlich für mich…Löffel-Liste: Erbeskopfmarathon lang – Haken dran…wo/was ist die nächste Challenge???

Alles richtig gemacht hat aber Snison – der war einfach clever – das muss man ihm lassen…Platz 60 gesamt mit 6:45 Stunden und in unserer Altersklasse auf Position 20.