endlich Männersport

40 Km – 784 Hm – 15,4 kg purer Stahl – 1 Gang – das bisschen Laufen mit je 5 km drum herum ist lediglich Randnotiz.
Clappy Ickx und Klappie Steward haben ihre Bärte mal wieder in Form gebracht und waren ready to race für die Sprintdistanz beim Powerman in St. Wendel.

Pünktlich zum Bike-CheckIn dann auch des Klappradsportlers liebstes Wetter – den Kommissären bei der Abnahme regnete es in die heruntergefallene Klappe.
Die Taktik war von Beginn an klar – unser nicht vorhandenes Lauftraining machen wir durch ausgefeilte Wiegetritttechnik bergauf wett – Klappradsportler laufen nicht – wir genießen – der eine am Vorabend bei einer Weinprobe an der Mosel, beim anderen sorgte der Ouzo für eine erste gemeinsame Nacht mit Frauchen im neuen Vehikel.
16 Uhr Start zum ersten 5 km Lauf – müssen uns sogar bremsen – sind mit 5:30er Schnitt gut unterwegs. Haben also mal gute 20 Minuten auf unser CutOff-Konto draufgelaufen – unser einziges Ziel ist die Radstrecke in der vorgegebenen Zeit von 2 Stunden zu schaffen.
Beim Wechsel sind wir dann das Highlight schlechthin – was sich manch selbst ernannte Klappradsportlegende sehnlichst wünscht, ist bei uns Gang und Gebe. Fernsehkameras und Presse überall – müssen die Interviewwünsche leider mit Hinweis auf die notwendigen Luftreserven ablehnen.
Urweiler raus Richtung Leitersweiler beginnt dann für den Ickx das wahre Leben – er hat seine Übersetzung mit 56/18 so gewählt, dass er auf den ebenen Stücken guten Vortrieb hat, dafür heißt es aber jetzt Wiegetritt und das 2,2 km am Stück. Meine 53/17 erlaubt es hier noch im Sattel zu bleiben, dafür bin ich auf der Ebene bei 30 Sachen im Drehzahlbegrenzer.
Beim Überholen bekommen wir aufmunternde Worte – von „olegg – das gibt’s doch net“ bis „saugeil – weiter so“ ist alles dabei – Stahl schlägt Carbon!
Durch Leitersweiler fegen wir mit guten 50 Km/h, bevor es dann hoch Richtung Reitscheid petzig wird. Auf einmal wird Ickx nervös – ein Aufgeben steht sogar im Raum – tränenertränkte Stimme – „Meine Kugel ist weg!“ – seine Discokugel am Sattel hat sich verselbstständigt und das Weite gesucht – war halt nicht aus Stahl.
Die steilste Rampe am Füsselberg geht im Stehen gerade so – die Waden beginnen sich lauter zu beschweren. Da ein Licht am Ende des Tunnels – Klappes Hunts Team feuert aus allen Rohren und hat 3 Fucking Hell als Gipfelgeschenk aufgezogen – leider aber schon selbst geleert – toll…
Füsselberg runter Richtung Freisen – ich fühle mich wie sonntags bei der Fahrt zum Bäcker – Highspeed – nur die laute Musik fehlt. Battele mich mit Ickx bis zum ersten Kreisel in Freisen im Rausch der Geschwindigkeit.
Freisen durch und nach der Tanke rechts neben der Autobahn entlang – unsere Waden treten gleichzeitig in den Warnstreik – wir müssen etwas rausnehmen. Da schon wieder Team Hunt – geht ja gar nicht, dass wir da nur vorbeicruisen – also Druck auf die Pedale und den Stich nach Oberkirchen runter mit 65 Sachen neuen Rekord aufstellen. In der Rechtskurve am Bermudadreieck schnappt sich Ickx einen Carboni auf der Außenseite, als ich dann ebenfalls über ihn herfalle, fällt der ganz vom Glauben ab – wer lupft ist ein Weichei.
Kurz vor der Talbrücke erneut laute Anfeuerungsrufe – Team Hunt kann es diesmal nicht sein. Sehen im Vorbeifliegen Peter mit Niclas leider viel zu spät. Nach Oberkichen beginnt der flachere Teil der Strecke, Zeit zum Entschleunigen und Freude auf den Zwischenstopp bei Sabine, Alina und Jessi. Die drei reichen uns leckeres Weizen – leider ohne Gas, denn das könnten wir für die folgenden Kilometer bestens brauchen. So der Plan – aber wie das halt so ist – erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Beim Versuch den Becher einhändig im Fahren zu schnappen, wird das Rad unruhig, ich komme arg ins Wanken und lege vor den Dreien einen dreifachen Rittberger auf den Teer. Knie angeschlagen, Kurbel krumm, 20″-Schild abgerissen und als wäre das noch nicht genug – auch noch das ganze Bier verschüttet.
Aber getreu dem Motto – guten Teamkollegen gibt man ein Bierchen oder zwei – reicht mir Ickx seinen letzten Schluck. UWE – Unten Wirds Eklig – schon klar… Unklar bleibt jedoch, wie das Team Hunt schon wieder ausgangs Haupersweiler sein kann – GEIL!!!
Hammer, was wir unterwegs für Unterstützung bekommen.
Hammer aber auch, als uns eine Carbonistin Richtung Hoof motzend überholt, nur weil wir kurz quatschend neben einander gefahren sind und sie wohl einen Meter mehr fahren musste – oder war es vielleicht, weil wir sie den Füsselberg hoch versägt hatten – ein Schelm wer Böses dabei denkt…
In Niederkichen füllt uns Team Hunt – wer sonst – die Flaschen auf und Sabine und Jessi reichen uns Magnesiumsticks. Dringend nötig – unsere Waden zuckeln ohne Ende – 30 Km mit Wiegetritt und höchster Trittfreqeuenz im Wechsel ist schon eine Hausnummer. Wir fühlen uns wie Helden am Samstag – Support von allen Seiten – Team Hunt, Team Fox, Team Sabine, Team Rädsched…sowie gefühlt alle Zuschauer auf unsere Seite – sehr sehr schön. Vorbei mit schön ist es allerdings nach dem Schlenker in Werschweiler. In Niederkirchen gilt es die Backen zusammenzukneifen und ab auf die Sattelspitze. 2 Rampen der Kategorie 17  – zumindest für uns Klappradler. Okay – vergesst die Sattelspitze – Wiegetritt pur – finden beide aber einen erstaunlich guten Rhythmus. Hälfte der Rampe geschafft, da steht rechts ein bekanntes verzweifeltes Gesicht – Beine dicht – nix geht mehr – der Dame gentleman-like vom Rad geholfen und ein paar aufmunternde Worte zugesprochen – und weiter geht’s für uns dem vorletzten Gipfel entgegen – oben dürfen natürlich unsere Gipfelmaskottchen vom Team Hunt nicht fehlen und wieder highspeed runter dem letzten Anstieg zum Wendalinushof entgegen. Uff – trotz Ziel vor Augen eine ganz harte Geschichte, die Straße scheint aus dem Vorderreifen zu wachsen, der Berg will einfach nicht aufhören.
Oben kurz gesammelt, Bobbes nach hinten, Arme angewinkelt, Kopf über den Lenker und mit 60 Sachen in die Stadt rein, vorbei an den führenden Läufern, die fast schon im Ziel sind. Spätestens als uns am Dom Team Fox und Sabine mit 20″-Banner begrüßen, ist jedem rund herum klar, wer da kommt. Ab in die Wechselzone – sind die ersten schon mit dem Wettkampf durch, dürfen wir jetzt noch einmal 5 km hoch zum Missionshaus laufen. Beim Schuhwechsel habe ich Krämpfe. Ickx geht es nicht besser und wir beiden stackseln aus der Wechselzone raus. An Laufen ist gar nicht zu denken – Warnstreik beendet – jetzt machen die Waden ernst.  Aber was will man machen, wenn unsere Fans und der Streckensprecher einen fordern…genau…Hauptsache gut aussehen und lächeln. Wenn wir außer Sichtweite sind, gehen wir mal ein Stück – so unser Geheimplan.
Erstaunlicherweise erholen sich die Beine nach und nach und wir finden einfach keine Gelegenheit zum Gehen…
Kurz vor der Wendestelle oben dann wieder bekannte Laute – haben uns schon gefragt, wo denn Team Hunt bleibt – waren wohl zwischendurch noch tanken oder was – auf jeden Fall geht das abermalige Huldigen unserer schier für unmöglich gehaltenen Leistung runter wie Öl.
Nun länger abwärts und dann noch einmal das völlig unnötige Geschlängel mit zig Höhenmetern ohne Gang – wie es sich gehört – gemeistert. Über Schlossplatz und Bahnhofstraße vorbei am immer noch staunenden Streckensprecher durchs Ziel.
Dort empfangen uns auch unsere weiteren Mitstreiter vom Team Grüne Hölle Freisen Stefan alias Emerson Klappipaldi, Miriam und Sandro – allesamt ebenfalls mit tollen Leistungen auf dem Rad…aber Stahl schlägt halt Carbon – Leider Geil!

Andreas hat sich dann Sonntag den kompletten Powerman angetan und bravourös gefinished– wie es ihm dabei ergangen ist – demnächst – eins vorab – nennt ihn ab sofort nur noch „The Powerman“!

haben willFüsselberg - wie beim Esel die Möhregleich bükt er sichdie Krämpfe einfach weg lächelnWindschattenfahren verbotenseht ihr - er kann doch lachenwer solche Fans hat...stürzt auch mal gerne2016-06-25-PHOTO-000020112016-06-25-PHOTO-00002020der lacht - der Schnorres verzerrt60 Sachen wir kommen